
Interaction Design in der Praxis – der Mensch als Mittelpunkt des Designprozesses
Interaction Designer*innen brauchen Erfahrungen aus der Praxis
Um unseren Studierenden eine hohe Praxisnähe zu ermöglichen, arbeiten wir mit vielen Partner*innen aus der Industrie, aber auch aus der Sozialwirtschaft zusammen. Hierbei ist es uns wichtig, eine Vielfalt bereitstellen zu können, deshalb arbeiten wir neben großen Industriepartnern wie Porsche oder Facebook auch mit Unternehmen zusammen, die einen anderen wichtigen Teil für unsere Gesellschaft leisten.
Seit mehr als 1,5 Jahren arbeiten wir schon mit unserem Forschungspartner Oberlinhaus aus Potsdam zusammen. Oberlinhaus ist eine Stiftung mit vielen Einrichtungen, die unter anderem die Ausbildung und das Leben von Menschen mit Behinderungen begleiten oder den Rahmen dafür zur Verfügung stellen.
Interaction Designer*innen müssen einen Beitrag zu einer gerechteren Welt leisten
Als CODE University unterstützen wir, finanziert vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales, als Forschungspartner, um herauszufinden, wie wir Menschen mit Behinderungen auf dem Übergang in den ersten Arbeitsmarkt unterstützen können.
Die Basis hierfür war eine intensive qualitative Forschung, die in Strategien für Produkte in diesem Bereich, sowie in einem gestalteten marktreifen digitalen Produkt endet. Dadurch werden in diesem Projekt viele Bereiche von Interaction Design praktisch bearbeitet.
Hierbei sind Menschen mit Behinderungen nicht nur Forschungsobjekte. Wir haben Menschen, die dieser Gruppe angehören, aktiv in unser Forschungsteam mit aufgenommen und lassen sie bei allen wichtigen Entscheidungen mitbestimmen.
Die Studierenden sind ein fester Bestandteil in der Forschung rund um das Feld von Interaction Design
Ein fester Bestandteil dieser Forschung sind auch studentische Projekte, die Variationen von Lösungen entwickeln, spezifische Bereiche erforschen und Prototypen von digitalen Produkten erstellen. Im Folgenden wollen wir eins dieser studentischen Projekte an der Arbeit von Paulina als Beispiel vorstellen.
Paulinas Abschlussarbeit in Interaction Design
Der Abschluss des Studiums an der CODE ist das Synthesis Semester, in dem wir Interaction Designer*innen eine theoretische Bachelorarbeit schreiben und darauf aufbauend an einem Abschlussprojekt arbeiten. Es war keine leichte Aufgabe, ein Thema für die Bachelorarbeit zu wählen, da es viele Möglichkeiten im Bereich Interaction Design gibt. Das Synthesis Semester bietet jedoch die besondere Chance, sich auf ein Thema zu konzentrieren und tief in die Materie einzutauchen. Letztendlich habe ich mich für das Oberlinhaus Projekt entschieden, weil es mir eine großartige Möglichkeit bot, Teil eines größeren Forschungsteams zu sein und mit bereits gesammelten Daten weiterzuarbeiten. Außerdem ist es mir wichtig, einen sozialen Impact haben zu können und mit Menschen arbeiten zu dürfen, die in unserer Gesellschaft oft keine Stimme haben.
Von den Erfahrungen anderer lernen
Zu Beginn habe ich mich auf die Literatur gestürzt und sehr viel gelesen, weil ich so viel Wissen wie möglich haben wollte, bevor ich mich ins Feld wagte. Es war mir wichtig herauszufinden, wie die Zielgruppe, in diesem Fall Menschen mit Behinderung, angesprochen werden (möchten) und mir bewusst zu sein, wie unterschiedlich Lebensrealitäten sind. Ich hatte das Glück, die anderen Mitglieder des Forschungsteams, Professor*innen und Kommiliton*innen, befragen und von ihren Erfahrungen lernen zu können. Gleichzeitig habe ich gemerkt, wie wichtig es ist, mit den Menschen in Kontakt zu treten, um die es geht und habe meine Forschungsschritte entsprechend geplant.
Communication is Key
Um die Probleme und Potentiale im Arbeitsalltag eines Menschen mit Behinderung zu verstehen und darauf basierend Ideen zu entwickeln, war es meine höchste Priorität, viel Zeit mit den Menschen zu verbringen und sie einzubeziehen. Ich habe verschiedene Forschungsmethoden kombiniert, um Daten für meine Bachelorarbeit zu sammeln: Interviews, partizipative Workshops, Cultural Probes und Hospitationen haben es mir ermöglicht, für eine kurze Zeit am Leben der Menschen teilzuhaben.
Basierend auf diesen Daten habe ich Ideen entwickelt, die, wenn alles gut läuft, den Arbeitsalltag und -platz für Menschen mit Behinderungen zu einem Safe Space machen können, an dem sie sich wohl fühlen und ihr volles Potential ausschöpfen können. Die Vielfalt der Ergebnisse streckte sich von einem digitalen Mood-Barometer, in dem die Auszubildenden täglich ihr Stimmungsbild festhalten können, zu einer physischen Box, die genutzt werden kann, um mehr Ruhe zu haben, oder einem gemeinsamen Tee-Ritual.
Wie geht’s weiter?
Bisher sind die Ergebnisse des Projekts zwar nur theoretisch festgehalten, doch sie stellen einen vielversprechenden Ausgangspunkt für weitere Arbeit im Forschungsprojekt dar.
Für mich persönlich geht die Arbeit auch weiter, und zwar in meinem Capstone-Projekt, der letzte Challenge in meinem Interaction Design Studium. Dort werde ich eine oder mehrere der entwickelten Konzept-Ideen auswählen und diese durch die Erstellung von Prototypen gemeinsam mit Menschen mit Behinderungen weiterentwickeln.
Dabei werde ich mich darauf konzentrieren, ihre Bedürfnisse und Perspektiven zu berücksichtigen, um die Ideen bestmöglich zu validieren oder gegebenenfalls zu verfeinern – und bin schon gespannt, was am Ende dabei rauskommt.